Eine Bücherei-Landkarte für ÖsterreichZur Darstellung der Präsenz sowie der Stärken und Schwächen der Öffentlichen Büchereien wurde der Büchereiverband Österreichs durch das für Büchereien zuständige Ministerium beauftragt, eine spezifische Bücherei-Landkarte zu erstellen. Es wurden (für das Jahr 2017) 1.104 Bibliotheken in dieser Untersuchung ausgewertet. Die Karte zeigt auf den drei politischen Ebenen
Der VersorgungsgradÖsterreich hat ein dichtes Netz an Büchereien. Rund 79 Prozent aller Österreicher und Österreicherinnen leben in Gemeinden mit zumindest einer Öffentlichen Bücherei. Fast neun Prozent der Gesamtbevölkerung nutzt diese Bibliotheken mindestens einmal jährlich. Rund zehn Millionen bereitgestellte Medien führen zu mehr als zwanzig Millionen Entlehnungen. In größeren Gemeinden gehört die Bibliothek durchwegs zur kommunalen Grundausstattung: Alle Gemeinden über 10.000 EinwohnerInnen (bis auf eine in Niederösterreich) verfügen über Bibliotheken, bei Bezirkshauptstädten und Gemeinden zwischen 5.000 und 10.000 EinwohnerInnen liegt der Versorgungsgrad immerhin noch bei mehr als 85 Prozent. Demgegenüber verfügt nicht einmal jede dritte Gemeinde mit weniger als 1.500 EinwohnerInnen über eine Öffentliche Bibliothek. Soweit die gesamtösterreichischen Zahlen. Wie man der Bücherei-Landkarte jedoch entnehmen kann, zeigen sich hinsichtlich des Versorgungsgrades der Bevölkerung zwischen den Bundesländern große Unterschiede. Auf Wien, das als eigene Gemeinde einen Versorgungsgrad von hundert Prozent aufweist, folgen die Bundesländer Vorarlberg und Salzburg mit Werten von über neunzig Prozent, Tirol (77,7%), Oberösterreich (77,2%) und die Steiermark (74,5%) liegen im Mittelfeld. Niederösterreich und Kärnten weisen einen Versorgungsgrad von etwas weniger als zwei Drittel auf, Schlusslicht bildet das Burgenland, wo nur 47,4% der Bevölkerung über eine Öffentliche Bücherei verfügt. In der geografischen Verteilung zeigen sich sowohl ein West-Ost- als auch ein Nord-Süd-Gefälle. In den politischen Bezirken West- und Nordösterreichs ist der Versorgungsgrad höher als im Südosten des Landes. Bei genauerem Betrachten einzelner Regionen offenbart sich ein wahrer "Fleckerlteppich" mit zum Teil großen Unterschieden zwischen benachbarten Bezirken. So leben in einzelnen Bezirken nur ein Drittel aller Menschen in einer Gemeinde mit Bibliothek, in anderen, mitunter benachbarten Bezirken sind es hingegen nahe an die 90 Prozent der Menschen, die Zugang zu einer öffentlichen Bücherei haben. Manche Unterschiede lassen sich mit Gemeindestrukturen erklären, zweifellos spielen aber auch die jeweiligen Förderaktivitäten der Bundesländer eine Rolle. Doch auch innerhalb der Bundesländer sind bisweilen große Unterschiede zu beobachten: Im steirischen Bezirk Deutschlandsberg beträgt der Versorgungsgrad 82,4 Prozent, im benachbarten Leibnitz sind es knapp 40,0 Prozent. Im Kärntner Bezirk Wolfsberg leben drei von vier Menschen in einer Gemeinde mit einer öffentlichen Bibliothek, im angrenzenden Völkermarkt ist es nur einer von drei. Auch der Versorgungsgrad der naheliegenden niederösterreichischen Bezirke Mödling und Wiener Neustadt (Land) unterscheidet sich mit 86,1 bzw. 34,4 Prozent deutlich. Der Bezirk mit den meisten Medien pro EinwohnerIn ist Bregenz mit 2,50 (d.h. auf ca. 130.000 EinwohnerInnen kommen mehr als 330.000 Medien). Die meisten Entlehnungen pro EinwohnerIn gibt es im Bezirk Dornbirn (im Schnitt sind es fast neun pro Jahr), gefolgt von Salzburg-Stadt. Die meisten Entlehnungen wiederum pro BenutzerIn werden in Wels-Stadt verzeichnet (85 pro Jahr), dahinter rangieren Linz-Stadt (66) und St. Pölten-Stadt (59). Die Leistungsfähigkeit der Öffentlichen BibliothekenDas BMUKK hat im Jahr 2010 gemeinsam mit dem BVÖ sieben österreichweit einheitliche Zielstandards für Öffentliche Büchereien festgelegt. Sie beziehen sich auf folgende Kriterien:
Die Ziele sind nach der Größe der Gemeinden abgestuft. So sollte z.B. eine Bibliothek in einer Gemeinde mit weniger als 2.500 EinwohnerInnen Öffnungszeiten von acht Wochenstunden an mindestens drei Öffnungstagen erreichen, Bibliotheken in Orten zwischen 5.000 und 10.000 EinwohnerInnen sollten zwanzig Stunden an vier Wochentagen geöffnet sein, für Bibliotheken in Städten über 50.000 EinwohnerInnen gelten 45 Öffnungsstunden an sechs Wochentagen als Ziel. Die Bücherei-Landkarte zeigt auf einen Blick, inwieweit diese Zielstandards bisher erfüllt werden. Wie beim Versorgungsgrad wird auf drei Ebenen bewertet: Österreich gesamt, Bundesländer und politische Bezirke. Zum Vergleich wird zwischen "Gemeinden mit Bibliotheken" und "allen Gemeinden" unterschieden. Die folgenden Zahlen beziehen sich immer auf Gemeinden mit Bibliotheken. Der Zielerreichungsquotient für das gesamte Bundesgebiet liegt bei 66,8 Prozent. Mit anderen Worten: österreich-weit werden die definierten Standards zu zwei Drittel erfüllt. Generalisierend gilt: Die größten Gemeinden kommen den Zielstandards ein wenig näher als die kleineren. Gemeinden über 50.000 EinwohnerInnen erreichen die Ziele in einem Ausmaß von 70,8 Prozent, Bezirkshauptstädte und Gemeinden zwischen 5.000 und 10.000 EinwohnerInnen zu 61,1 Prozent, während man in der Gruppe der kleinen Gemeinden wiederum (bei Orten zwischen 1.500 und 2.500 EW) zu einer Zielerreichung von 70,7 Prozent kommt. Im Vergleich der Bundesländer kommt Vorarlberg auf eine Zielerfüllung von 76,4 Prozent, gefolgt von Salzburg (75,4 %). Dahinter rangieren Oberösterreich (69,3 %), Wien (68,2 %), Tirol (66,9 %), Steiermark (64,7 %), Kärnten (61,9 %), Niederösterreich (59,1 %) und Burgenland (56,3 %). Jenseits dieser Gesamtzahlen gibt es große Unterschiede bei der Erlangung verschiedener Ziele. So wird in Wien die angestrebte Raumgröße (dreißig Quadratmeter pro Tausend EinwohnerInnen) nur zu 39 Prozent erreicht, auch stehen nicht einmal ein Drittel der angestrebten PC-Plätze (einer pro 3.000) zur Verfügung. Auf der anderen Seite wird das Ziel "Anzahl der Medien" (ein bis zwei pro EinwohnerIn) im Burgenland zu 65 bis 85 Prozent erreicht (je nach Gemeindegröße), in Kärnten werden die Vorhaben zu Öffnungszeiten in Gemeinden über 10.000 EinwohnerInnen zu mehr als vier Fünftel erfüllt. Im Blick auf die Gesamtheit der politischen Bezirke ergibt sich ein ähnliches Bild wie beim Versorgungsgrad: Der Westen und Norden Österreichs nähern sich den Zielstandards stärker als der Osten und Süden. Zu den "Musterschülern" zählen die Bezirke Salzburg-Stadt, Tamsweg, Bregenz, Feldkirch, Reutte, Lienz, Eferding und Graz-Stadt. Der Bezirk mit der höchsten Zielerfüllung ist Salzburg-Stadt, wo die Ziele zu 86,4 Prozent erreicht werden. Am unteren Ende der Skala mit Werten von weniger als 45 Prozent finden sich Villach-Land, Mattersburg, Neusiedl am See, Feldkirchen und Kufstein. Rust als einziger Bezirk ohne Bibliothek kann in allen Auswertungen nicht sinnvoll angezeigt werden. Von einem einheitlichen Büchereiwesen kann man in Österreich so nicht sprechen. Die Erreichung der FörderungsrichtlinienGemeinsam mit den Zielstandards wurden auch Förderungsrichtlinien für die Vergabe von Bundesmitteln entwickelt. Die Kriterien dafür umfassen Ausbildung, Umsatz, Erneuerung, Medienbestand und Öffnungszeiten. Österreichweit erreichen 31 % der Bibliotheken die Kriterien und wären förderungswürdig. Die Unterschiede zwischen den Bundesländern ist bei der Erreichung der Förderungsrichtlinien deutlich größer als bei Versorgung oder Zielerreichung. Vorarlberg legt mit 84,8 % die Latte sehr hoch. In Salzburg erfüllen etwa die Hälfte der Bibliotheken (55,7 %) die Kriterien. Oberösterreich liegt noch knapp über dem Österreichschnitt, alle anderen darunter. Die wenigsten förderungswürdigen Bibliotheken sind in der Steiermark (16,8 %), Wien (18,2 %), Burgenland (19,0 %) und Niederösterreich (19,4 %) beheimatet. Neben den Statuarstädten Eisenstadt, St. Pölten, Wels und Wiener Neustadt, erreichen die Flächenbezirke Feldkirch und Dornbirn Werte über 90 %. In 17 Bezirken erreicht keine Bibliothek die Kriterien, Rust ist hier nicht mitgerechnet. |